quixbim

12ter Tag, weitester Flug 32 km – maximal 2 Stunden in der Luft, eine Landung aufgrund von Blasenproblemen :-) – und bereits ziemlich frustiert über meine Ausbeute gehts mal wieder völlig müde um halb sieben auf den Startplatz nach Quixada. Oben angekommen empfängt uns ein kräftiger Wind und wie jeden Tag frage ich mich was zum Teufel wir hier überhaupt machen. Skeptisch betrachte ich das Treiben – relativ bald starten die ersten Piloten. Ich warte noch – will nicht wieder 2 1/2 Stunden am Startberg herumfliegen und schon vor den ersten Kilometern aufs Klo müssen.

Am Startplatz treffen wir bereits auf Kamira Pereira, die mit 2 weiteren Damen versucht den aktuellen Weltrekord zu brechen. Mit Windeln ausgestattet mache ich mich um halb neun bereit um ca. eine Stunde später von Paolo rausgeschickt zu werden. Im Übrigen Paolo ist der wichtigste Mann hier in Quixada – 3 oder 4 seiner Jungs halten deinen Schirm während er den Wind beobachtet. Wenn Paolo sagt „Stefanie are you ready“ weisst du gleich ist es soweit und kannst dir in dem Moment gar nicht vorstellen wie du bei diesem fetzten Wind starten sollst. Die nächsten Sekunden wartest du auf folgende Worte „Go Stefanie, go ahead, go ahead“ und du weißt jetzt gehts auch wenn du beim Besten Willen bei solchen Bedingungen niemals starten würdes. Es funktioniert dann wirklich.

In der Luft ist der Wind enorm stark und so gar nicht nach meinem Geschmack – mehrmals fliege ich Rückwärts, stehe in der Luft herum oder kassiere ziemlich große gemeine Klapper. Irgendwann kommt ein Funkspruch von Franzi dass er jetzt abfliegt da er Basis gemacht hat – da kann ich von der Basis mehrere hundert Meter drunter noch gar nicht sprechen. Ca. 20 Minuten kämpfen, mehrere Klapper und Herumsteherei in der Luft später hab ich die Nase voll und will landen gehen, als ich quasi im Landeanflug einen Bart entdecke (oder der Bart mich) der mich bis zur Basis bringt. Juhu und oben ist es auch ruhiger – einem kleinen Streckenflug steht also nichts mehr im Wege.

Die Route Richtung SW wird eingegeben – und auf halbem Weg Richtung Quixeramobim treffe ich Franzi wieder. Etwas tief aber kämpfend – viel Sorgen mach ich mir nicht da er es immer irgendwie schafft. Nach den ersten 36 km gilt es eine Entscheidung zu treffen weiter Richtung SW (Pedra Branca) oder doch WSW (Boa Viagem). Die Asphaltstrasse ist dann doch sehr verlockend und ich fliege dieser entlang – komplette Fehlentscheidung – bereits nach ein paar km drehe ich ab über totales Niemansland Richtung Boa Viagem. Dort treffe ich dann auch Franzi wieder diesesmal jedoch an der Basis.

Irgendwann kommt ein Funkspruch von Kamira dass sie jetzt auf km 143 ist – Wahnsinn wie geht denn dass? Wir sind noch nicht mal auf km 60 – das heißt sie ist tatsächlich auf Weltrekordkurs. Der nächste Funkspruch ist von Franzi – er will landen gehen. Hähhhhhhhhh was soll das jetzt – es ist weder turbulent noch ist er tief oder es ist zu kalt. Doch dann dämmerts mir – plagt ihn vielleicht seine Blase :-) ??? Ich will gar nicht dass er landen geht unter uns ist nur Pampa da gibts nichts – also ich meine nichts wenn ich schreibe nichts. Er lässt sich überreden und bleibt bei mir. Ich genieße es sehr mit Franzi über dieses schöne Land zu fliegen – der Flug ist wirklich schön. Kurz vor Boa Viagem lässt er mich dann jedoch trotzdem alleine. Ich fliege dann noch ein paar Kilometer weiter bis auch ich nach 97 km am Boden stehe. Mein erster etwas längerer Flug im Flachland juhu!!! Kaum auf dem Boden kommt bereits die ganze Nachbarschaft angelaufen um mir zu helfen meinen Schirm zusammenzulegen – etwas blöd wenn man eigentlich dringend aufs Klo muss und sich erst der Windel entledigen möchte. In respektvollem Abstand wird gewartet bis ich fertig bin. Auch ein Mototaxi steht bereits da um mich in die nächste Stadt zu bringen wo ich auf Franzi und die Schweizer treffe. Glücklich und Müde kommen wir ca. 3 Stunden später im Hotel an.

2 Tage später bin ich ca. die gleiche Route nochmal geflogen leider alleine und da kommt einen die Pampa über die man drüber fliegt gleich noch viel pampamäßiger vor. Gelandet bin ich diesesmal etwas vor Boa Viagem auf der einzigen Farm weit und breit. Empfangen werde ich von einem sehr alten Mann mit vielleicht drei Zähnen – und einem rießigen Sebel in der Hand. Der Junge neben ihm schärft gerade sein sehr langes Messer. Also das wars dann also mit meinem Leben denke ich mir – jetzt werde ich zu Hackfleisch. Gottseidank Fehlanzeige beide sind sehr nett und reden auf mich ein. Verstehen tu ich zwar nichts trotzdem bin ich überglücklich dass ich nicht wie in einem schlechten Horrorfilm zu kleinen Häppchen verarbeitet werde.

Fotogalerie